Nachdem der Dortmunder „Tatort“ seinen größten Ballast abgeworfen hat, darf sich Peter Faber von seiner gefühlvollen Seite zeigen und auch das restliche Personal auf dem Revier hält weitgehend die Füße still. Warum der verhältnismäßig klassisch gestrickte Krimi dennoch aufregend genug ist, erfahrt ihr in Mareks Kritik zur rundum gelungenen Episode „Feuer“.
Welche Kommissare ermitteln im „Tatort: Feuer“?
Der Privatkrieg zwischen Peter Faber und dem Mörder seiner Familie begann als faszinierendes Pulverfass, nutze sich aber schneller ab als allen Beteiligten lieb gewesen sein dürfte. Entsprechend groß war die Sorge, dass die neuerliche Fehde zwischen dem vom Schicksal über die Maßen gebeutelten Kommissar und dem ungelenk dämonisierten KTU-Chef Haller ebenfalls zur Hängepartie ausgedehnt werden könnte. Doch weit gefehlt.
Im März musste Sebastian Haller völlig überraschend das Zeitliche segnen und die gesamte Statik auf dem Revier änderte sich schlagartig. Zwar geriet Faber unter Mordverdacht, der sehenswerte „Tatort: Abstellgleis“ verlor aber nicht an Bodenhaftung und selbst die Rückkehr des zum internen Ermittler aufgestiegenen ehemaligen Dortmunder Kommissars Daniel Kossik verkam nicht zur überladenen Räuberpistole, genauso wenig wie ihr Nachfolger, der seine eigentliche Kriminalgeschichte sogar noch mehr ins Zentrum rückt.
Auf Peter Faber können wir uns also wieder uneingeschränkt freuen. Wer uns darüber hinaus ans Herz gewachsen ist, erfahrt ihr im Video der besten „Tatort“-Teams.
Worum geht es im „Tatort: Feuer“?
Die kleine Zoe irrt rußverschmiert durch die Dortmunder Vorstadt, ihre Mutter hat den Brandanschlag auf das Haus der Familie nicht überlebt. Kommissar Faber und seine Kollegin Rosa Herzog finden heraus, dass Meike Gebken einige Wochen zuvor mit ihrer Tochter in ein Frauenhaus gezogen war, aber warum kehrte sie mitten in der Nacht in ihr altes Zuhause zurück?
Zoes gewalttätiger Vater Jens Hieschler gerät schnell ins Visier der Ermittlungen, doch der hat ein belegbares Alibi. Dann erwähnt Zoe ihren älteren Bruder Finn, der seit einem Monat nicht mehr auffindbar ist. Während sich Faber auf die Suche nach dem Teenager macht, wird Rosa Herzog von Revierleiterin Klasnic undercover in das Frauenhaus geschickt, um dort mehr über die letzten Tage im Leben von Meike Gebken zu erfahren.
Mareks „Tatort“-Kritik: Die Balance in Dortmund war selten so stimmig wie diesmal
Ein traditioneller Whodunit gemischt mit einer eindringlichen Studie über die weitreichenden Folgen von häuslicher Gewalt: Ein solches Konstrukt wäre in jüngerer Vergangenheit in Dortmund denkbar schlecht aufgeboben, ist bei Peter Faber und Rosa Herzog aber mittlerweile in guten Händen.
Jörg Hartmann war immer dann am besten, wenn er die Tragik seines Kommissars nur andeuten durfte und genau das ist hier über die vollen 90 Minuten der Fall. Allein die Wärme, mit der sich der verwaiste Vater Faber den Kindern der ermordeten Meike Gebken nähert, lässt einen ungleich berührenderen Blick in dessen Seelenleben zu als seine zugegeben sehr unterhaltsamen Wutausbrüche auf dem Revier. Die bleiben in dem stringenten Krimi völlig aus, was für eine der Geschichte angemessene Atmosphäre sorgt. Und auch Alessija Lause als intrigante Vorgesetzte hält sich diesmal angenehm zurück und darf mit ihrem trockenen Humor für die nötige Auflockerung des bedrückenden Geschehens sorgen.
Bleibt noch Rosa Herzog, die von den Ereignissen ihres letzten Einsatzes, in dem sie vorschnell zur Waffe griff, mitgenommen wirkt und sich zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen lässt, die in Zukunft noch von Bedeutung sein wird. Und so ist es diesmal ihre Figur, die den linearen Erzählstrang des Dortmunder „Tatorts“ bedient, der sich natürlich weiterhin mit den Befindlichkeiten seines Personals beschäftigt. Diesmal aber wohldosiert und von Drehbuchautor Markus Busch mit der eigentlichen Kriminalgeschichte treffend und unaufdringlich zugleich in Verbindung gebracht. Folgerichtig ist der „Tatort: Feuer“ einer der besten Dortmunder Krimis überhaupt.
Der „Tatort: Feuer“ wird am Montag, den 9. Juni 2025 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist danach in der Mediathek für zwölf Monate als Wiederholung im Stream verfügbar.